Kriegslied.
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn!
5
Was sollt’ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen,
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
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Verstümmelt und halb todt
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnoth?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
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Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöthen
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
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Von einer Leich’ herab?
Was hülf’ mir Kron’ und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn.
(Matthias Claudius)
"Der Gedanke einer Mitschuld scheint absurd, aber welche Mühe kostet es, ihn niederzuhalten! Und zuletzt drückt er eben doch noch durch, langsam, wie das schwarze Blut durch einen festen Verband. Der Dichter wagt es nicht,, vor Gott und der Welt feierlich zu erklären, er sei unschuldig; er kann nur merkwürdig stockend sagen, er möchte nicht schuldig sein.
Damit zieht er die dunkle Konsequenz aus einer triumphalen Erkenntnis des Jahrhunderts: dass die Menschheit ein Ganzes sei, verschwistert alle zusammen und miteinander auf dem Weg ins beßre Land. Wenn das stimmt, dann kann man sich auch aus der Schuld der andern nicht einfach wegstehlen. 'Alle Menschen werden Brüder', jubelt es in diesen Jahren. Ja, sagt Claudius dazu, auf Tod und Leben. Wer könnte ihm heute widersprechen?" (Peter von Matt)
"Das Gedicht entstand 1778, zu Beginn des Bayerischen Erbfolgekrieges zwischen Österreich und dem mit Sachsen und Russland verbündeten Preussen, der am 3. Juli 1778 erklärt wurde. Am 5. Juli 1778 marschierten die Preussen in Böhmen ein; am 13. Mai 1779 wurde der Krieg diplomatisch mit dem Frieden von Teschen beendet. Im Juli 1778 war das glimpfliche Ende noch nicht abzusehen.[...]" (Wikipedia)
Weitere Materialien zur Analyse (norberto42)
Wann folgt ein glimpfliches Ende?
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